Künstlergespräch

Dr. Andrea Brockmann und Nicolas Heiringhoff im Gespräch

Anläßlich des Ausstellungsprojektes "K60" am 21. Oktober 2012 im Maschinenraum der Zeche Ahlen.

Audioaufzeichnung des Künstlergespräches bei Soundcloud

Andrea Brockmann: Ich begrüße Sie heute hier zum Künstlergespräch im Rahmen des Einzelausstellungsprojekts K 35 in der "Phönix"-Gemäldeausstellung von Nicolas Heiringhoff. Ich bin Andrea Brockmann, die Geschäftsführerin des Kreiskunstvereins Beckum-Warendorf und Initiatorin oder Ideengeberin des Projektes "K 60". "K 60", das wir gestern offiziell eröffnet haben, ist ein Kunstprojekt im Kreis Warendorf. Anlässlich des 60. Geburtstags des Kreiskunstvereins-Beckum-Warendorf wird an 60 verschiedenen Orten im Kreis Warendorf Kunst gezeigt.

K60 - ein Kunstprojekt des Kreiskunstvereins Beckum-Warendorf Dieses Projekt haben wir an unsere Künstlermitglieder gerichtet. Die Idee war, Orte vorzuschlagen, wo sie ausstellen können und die Werke außerhalb eines musealen Kontextes gezeigt werden. Wir haben unseren Künstlermitgliedern zwei Varianten vorgeschlagen: entweder sie haben sich selbst ihren Ort gesucht oder es wurden Arbeiten eingereicht und wir haben dann Orte ausgesucht. Vom 20. Oktober bis zum 18. November führen wir dieses Projekt an 60 Standorten im Kreis Warendorf durch. Wir haben auch einen Flyer entwickelt, an dem man sich orientieren kann.

Und gerade hier in Ahlen sind recht viele "K"s, 10 K-Orte, und an "K 35" sind wir jetzt hier. Und ich freue mich, dass dieses Projekt hier realisiert werden konnte. Sie sehen hier die Arbeiten von Nicolas Heiringhoff, der 1969 in Hannover geboren wurde und hier im Kreis Warendorf aufgewachsen ist, nämlich in Wadersloh und Diestedde, also fast hier in der Nachbarschaft. Abitur hat er am Gymnasium Johanneum in Wadersloh gemacht. Sein Kunstlehrer war Werner Schlegel, vielleicht auch ein Begriff.

Du hast dann zunächst erst ein Geographiestudium in Berlin begonnen. Dann ging es aber von dort nach Krefeld, an die Fachhochschule, wo Du visuelle Kommunikation mit Abschluss als Diplom-Designer studiert hast. Von Krefeld hat es dich dann vor einigen Jahren wieder nach Hannover gebracht, des Berufes wegen. Seit 2007/2008 lebst und arbeitest du jetzt in Hannover.

Nicolas Heiringhoff: Ja.

Andrea Brockmann: Du bist aber seit 1994 Künstlermitglied bei uns im Kreiskunstverein. Der Kreiskunstverein bietet Künstlerinnen und Künstlern hier aus dem Kreis Warendorf die Möglichkeit der Mitgliedschaft. Man muss sich bewerben, man muss an vier jurierten Ausstellungen bei uns teilgenommen haben. Das war bei dir 1994 der Fall und seit dem kennen wir dich, kennen wir deine Arbeiten, die natürlich auch eine Entwicklung hinter sich haben.

Warum ein Industriestandort? Wir haben ja zwei Varianten ausgeschrieben: entweder die Künstler haben sich ihren eigenen Ort ausgesucht oder hatten Arbeiten bei uns eingereicht. Du hattest mich kontaktiert und da war gleich die Frage nach einem Industriestandort. Und das ist eigentlich der Beginn dieses Projektes hier. Hattest du schon diesen Ort hier im Kopf, oder ging es dir um die Konfrontation deiner Arbeiten mit diesem - ja - Werkraum?

Nicolas Heiringhoff: Wahrscheinlich konnte ich mir so einen Industriestandort ganz gut vorstellen. Die Zeche hier in Ahlen hatte ich nicht direkt im Kopf. Ich war eher ein bisschen verwirrt, denn von Hannover aus hier einen Ort zu finden, war gar nicht so einfach. So recht wollte mir nichts einfallen. Deswegen habe ich mich mit einem Freund kurzgeschlossen, der hier in der Gegend lebt. Er klettert zufällig hier bei "Big Wall" (Free Climbing Zentrum in der Zeche Westfalen, A.d.R.). und er gab mir den Tipp, dass die Zeche hier in Ahlen ein interessanter Ort der Industriekultur ist. Das gefiel mir gleich sehr gut. Im Internet habe ich dann diese alten Gebäude gesehen, die mir gleich sehr gut gefallen haben. Du hast dann ja den Kontakt zu Herrn Huerkamp hergestellt, der das alles hier leitet. Ich habe mich dann mit ihm unterhalten und er kam dann mehr oder weniger gleich auf diese alte Maschinenzentrale.

Es ist ein sehr beeindruckender Ort, einfach durch die Gewaltigkeit dieser Hallen. Jeder, der die Maschinenhalle betritt und sich hier aufhält bemerkt sofort, dass dies ein sehr beeindruckender Ort ist, einfach durch die Gewaltigkeit dieser Hallen. Ich habe dann für meine Installation die zweite Halle ausgewählt. Wahrscheinlich weil diese Industrieorte eine gewisse Verbindung zu der Art haben, wie ich male. Das ist halt auch ein bisschen gröber. Nicht so fein. Diese grobe Malerei passt natürlich sehr gut zu diesen groben Orten. Ich finde hier diese leichte Aura des Verlassenen, des Zerfallens besonders interessant. Ich empfinde das so, dass meine Bilder wieder ein bisschen Seele hier an diesen Ort zurückbringen. Ich habe auch extra diese Arbeit dort ausgewählt, die wieder ein bisschen Licht, Farbe und Energie hier herein bringt, denn die Halle ist ja nur mit natürlichem Licht beleuchtet. Es gibt kein künstliches Licht, was man ja sonst in Ausstellungssituationen immer hat. Ich dachte, da könnte man gut einen Kontrapunkt setzen, damit dieser Ort wieder ein bisschen belebt wird.


Andrea Brockmann: Du hast die Farbe angesprochen. Das ist für mich das Stichwort, um in deine Kunst einzusteigen. Deine Arbeiten, deine Malerei lebt vom Einsatz der Farbe, von dieser Bewegungsenergie, von der Energie überhaupt, die von den Pigmenten ausgeht. Aber, wenn ich so deine Bilder anschaue, sind sie natürlich gegenstandslos, aber ich meine damit auch Gefühle, sinnliche Eindrücke, vielleicht sogar Erinnerungen, vielleicht sogar Landschaftseindrücke zu assoziieren. Also du malst nicht, oder du nimmst nicht Farbpigmente um intuitiv Leinwand zu füllen, sondern der Impuls ist schon ein Bild, das in deinem Kopf da ist.

Nicolas Heiringhoff: Du malst nicht intuitiv sondern der Impuls ist ein Bild, das in deinem Kopf ist? Ja, die Idee ist vorher immer schon vorhanden. Ich habe immer schon etwas, was ich auf die Leinwand bringen will. Es ist auch ganz wichtig, dass da vorher schon etwas ist, denn wenn das nicht der Fall ist, funktioniert meine Malerei nicht. Das ist ein ganz spannender Moment, denn ich muss mich innerlich vorbereiten und mich auf diesen Moment konzentrieren, dass man so eine große Leinwand auch füllen kann. Der Prozess fängt ja schon mit dem Bau des Rahmens an. Ich baue meine Rahmen nämlich immer alle selber, beziehungsweise ich definiere die Größe und bespanne den Rahmen mit Leinwand. Ich habe dann auch schon genau das im Kopf, was ich eigentlich rüber bringen will. Ich male die Bilder immer sehr schnell. Meistens, je nach Größe, in einer halben Stunde. Bei den größeren Arbeiten dauert es natürlich ein bisschen länger, manchmal mehrere Stunden.

Früher habe ich viel mit Acrylfarbe gemalt, weil das einfach eine Farbe ist, die dieser Arbeitsweise ganz gut entspricht. Das ist wirklich ein ganz großer Moment der Konzentration, in dem ich dann das Denken wirklich ausschalte. Dann male ich nur noch. Das ist eine ganz spannende Angelegenheit, denn man muss einfach ganz schnell Entscheidungen treffen und dabei einfach nicht denken, sondern einfach intuitiv handeln. Irgendwann wurde mir die Acrylfarbe, wurde mir das ein bisschen zu hektisch. Das war zu anstrengend, diese Art der Malerei. Ich bin dann wieder zur Ölmalerei gewechselt, die einfach an sich, aus der Konsistenz heraus, ein bisschen langsamer ist. Man kann sie ja verdünnen, aber direkt aus der Tube ist sie einfach pastoser. Aber ich merke, jetzt nach einiger Zeit komme ich wieder zu dieser alten Art der Malerei zurück. Jetzt habe aber diese Ölfarbe, die aus sich selbst heraus sinnlicher ist. Die trocknet manchmal so glänzend auf und die hat eine ganz andere Räumlichkeit, die ist einfach präsent. Dadurch, wie diese Farbe auf der Leinwand aufgetragen ist, hat die eine ganz andere Präsenz. Und das ist auch etwas, das ich persönlich ganz spannend finde.

Wenn man sich jetzt mit Malerei auseinandersetzt, stößt man ja an grundlegende Fragen. Wenn man sich jetzt mit Malerei auseinandersetzt, stößt man ja an so grundlegende Fragen. Malt man gegenständlich, malt man abstrakt? Ich habe mich dann relativ früh für Abstraktion entschieden. Da bin ich dann so angefangen, dass ich mir selber die Aufgabe gestellt habe, jeden Monat ein Bild zu malen. Da wurde ich inspiriert durch eine englische Band, "The Wedding Present", die hatte zu der Zeit jeden Monat eine Single rausbracht. Das war ein ganz interessanter Prozess, jeden Monat so ein Werk zu machen. Das hat mich gelehrt Entscheidungen zu treffen und sich dann festzulegen, welche Arbeit man denn in dem Monat realisiert.

Wenn der Rahmen immer dicker wird, stellt sich die Frage, ob er mit zu dem Bild gehört - irgendwann habe ich mich dafür entschieden, dass er mit dazu zählt.

Im Laufe der Zeit sind die Arbeiten dann einfach räumlicher geworden, meine Rahmen sind immer dicker geworden. Wenn man anfängt zu malen, auf einem handelsüblichen Keilrahmen, dann ist so ein Rahmen ja ganz schmal, da stellt sich die Frage eigentlich nicht, das Bild findet immer vorne auf der Leinwand statt, aber wenn der Rahmen immer dicker wird, dann stellt sich die Frage, ob der Rahmen jetzt mit zu dem Bild gehört, oder nicht? Und irgendwann habe ich mich dafür entschieden, dass der Rahmen mit dazu zählt.

Dann fangen die Bilder auch an, einen skulpturalen Charakter zu bekommen. Für mich sind das immer noch Gemälde. Eigentlich sind sie auch gemacht, um an der Wand zu hängen, aber es funktioniert auch, wenn man sie in den Raum stellt, wie das ja auch hier der Fall ist. Das Erste, was mir auffiel, als ich hier in die Halle kam, waren diese unübersehbaren runden Räder und das korrespondiert ganz gut zu diesen runden Arbeiten, die ich letztes Jahr gemacht habe und da hatte ich sofort die Idee, dass man die Arbeiten hier als Gegenpol platziert und die Form wieder aufnehmen kann.

Der Prozess fängt schon mit dem Bau des Rahmens an. Andrea Brockmann: Aber gerade jetzt für diese Rundbilder, siehst du dich da auch in einer kunsthistorischen Tradition, da du sagst, das sind die Tondi, die wir schon seit Jahrhunderten in der Kunst kennen? War das Dein spezielles Anliegen? Im Vorgespräch hast du mir aber auch etwas von Fahrradreifen erzählt, was ich sehr interessant fand.

Nicolas Heiringhoff: Ja genau, ich hatte ja eben von dieser Serie erzählt, von ganz am Anfang, als ich angefangen bin, wo ich jeden Monat ein Bild gemalt habe. Und eins von diesen Bildern das hieß: "Ich schwimme in einem Kreis". Da wollte ich ein rundes Bild malen und hatte dann natürlich das Problem: "Wo bekomme ich denn jetzt einen runden Rahmen her?" Ich hatte die Rahmen immer aus Holz gebaut, aber hier auf dem Land ist der nächste Baumarkt etwas weit und da bin ich auf Fahrradfelgen gekommen und habe Fahrradfelgen mit Leinwand bespannt. Letztes Jahr fiel ein, dass ich das ja mal wieder aufgreifen könnte und ich habe dann auch eine kleine Serie gemacht, von diesen Fahrradfelgenbildern. Und dann dachte ich, das ist eigentlich ein ganz spannendes Format.

Ich habe sehr viele rechteckige und quadratische Bilder gemalt in meinem Leben. Quadratisch ist einfach ein gutes Format, auch kleinere Formate, da kommt man einfach sehr gut mit klar. Je größer man wird, desto schwieriger ist es natürlich, so ein Format auch zu füllen. Ein rundes Format ist dann noch einmal eine ganz andere Angelegenheit. Man mag das irgendwie banal finden, aber dieses Wechselspiel zwischen Verstand und Gefühl, was ja jeder täglich unbewusst erlebt, ist beim Malen von runden Bildern besonders ausgeprägt. Die meisten Häuser haben rechte Winkel und der Mensch fühlt sich wohl damit. Man braucht das auch irgendwo.

Mit den neuen runden Bildern wollte ich die Fahrradfelgen in größer machen. Die Rahmen habe ich in diesem Fall nicht selber gebaut. Ich habe mir professionelle Hilfe von einem Tischler geholt, weil das meine eigenen Kapazitäten ein bisschen gesprengt hat. Und ich habe mich dann tatsächlich mit diesen Tondi beschäftigt. Runde Bilder mag man ja jetzt für ungewöhnlich halten, aber das ist ja einige 1000 Jahre alt. Bei den alten Römern gab es das und es ist ein ganz spannendes Format.

Und es ist tatsächlich auch eine andere Art zu malen, weil man einfach nicht so viel Halt hat am Anfang. Für mich war das ein bisschen spannender. Man muss sich da reinfallen lassen, in das kalte Wasser, weil dieses Format ja nach allen Seiten offen ist und viel Raum bietet, der auch nicht nur auf der Leinwand vorhanden ist. Diesen Raum muss man trotzdem irgendwo mit einbeziehen und das war eine spannende Herausforderung. Letztendlich steht man ja immer, wenn man sich mit Malerei beschäftigt, in einer langen Tradition. Dass heisst man stellt sich viele Fragen, die sich viele Maler vorher auch schon gestellt haben, aber vielleicht entdeckt man ja auch noch einige Fragen, die man für sich selber noch einmal formulieren und beantworten muss. Ich sehe das schon in der Tradition der Malerei.


Andrea Brockmann: Wobei, du sagst jetzt schon ganz explizit: das sind für mich Gemälde. Das ist eine Gemäldeinstallation. Aber wenn ich so deine Gemälde betrachte, kommt für mich auch so die Tradition der pastosen Malerei in den Vordergrund und dass es mehr Farbkörper werden. Das ist nicht mehr Leinwände sind, Gemälde, sondern dass wir schon von Objekten sprechen können.

Wenn ich mir gerade die runden Bilder anschaue und auch die Inszenierung hier im Raum und ich daran denke, dass du Arbeiten hast - ich habe das Datum jetzt nicht genau im Kopf, aber der Kreiskunstverein gibt fast seit seiner Gründung Jahresgaben heraus (das sind Arbeiten unserer Künstlermitglieder in geringen Auflagen für unsere Mitglieder) und da hast du auch schon so ein Kissenobjekt angeboten in den neunziger Jahren. Und bei der letzten Jahresverkaufsausstellung hier in Ahlen war auch so eine Kissenarbeit von dir zu sehen.

Da merke ich schon, in dir ist schon dieses Wollen, mit der Farbe in den Raum zu gehen und auch objekthaft Farbkörper zu schaffen oder ist es für dich wirklich noch die Leinwand, das Gemälde und nicht so sehr der Körper?

Ich merke in dir dieses Wollen, mit der Farbe in den Raum zu gehen und auch objekthaft Farbkörper zu schaffen...

Ist für dich wirklich noch die Leinwand wichtig und nicht so sehr der Körper?
Nicolas Heiringhoff: Doch, der skulpturale Charakter, der Körper, wird immer wichtiger. Man kann das ja selber auch gar nicht so richtig in Worte fassen. Man merkt eigentlich nur diese Tendenz, die man hat. Oder das es auch funktioniert. Das fiel mir eigentlich ganz unbewusst im Atelier auf. Ich habe auch quadratische Bilder mit sehr breiten Rahmen. Das heißt, die Bilder kann ich überall so hinstellen. Die stehen von alleine. Und dadurch merkt man eigentlich schon, dass da automatisch etwas passiert. Die Kissenobjekten, die ich auch gemacht habe, die standen auch mehr oder weniger zufällig im Atelier zusammen. Und dann habe ich aber gemerkt, das da was passiert. Es ist ganz spannend, dieses traditionelle Format zu haben, ein Gemälde, das an der Wand hängt und dann ein Gemälde, dass sich im Raum befindet.

Und diese Objekte, diese Kissen, die haben ihren Ursprung in einer Ausstellung, die ich 1996 mit Werner Schlegel in der Stadtbibliothek in Paderborn gemacht habe. Das war ein Projekt, das hieß "Ein Raum, zwei Positionen". Da haben wir beide zusammen die Stadtbibliothek Paderborn bespielt. Die Ausstellung ging sechs Monate. Das Konzept war, nach drei Monaten die Orte zu tauschen. Am Anfang, in den ersten drei Monaten, hatte ich Bilder in Nischen positioniert, traditionell an den Wänden und Werner Schlegel arbeitet als Bildhauer, seine Arbeiten stehen im Raum. Nach drei Monaten sah ich mich dann gezwungen, Arbeiten für den Raum zu machen. "Wie mache ich das denn?" Dadurch, das ich die Rahmen selber baue, bin ich darauf gekommen, dort eine dritte Dimension reinzubringen, indem ich Stäbe drauf geschraubt habe und das weiterhin mit Leinwand bezogen habe. Das ergab plötzlich so einen Körper. Da habe ich dann viele verschiedene von gemacht, die dann auch einfach Gemälde im Raum sind.

Malerei und Raum Ich bin mal von jemanden gefragt worden, ob die Malerei das denn braucht, oder ob die Malerei das denn nötig hat, sich in den Raum zu bewegen. Sie hat es ja ziemlich lange auch ganz gut an der Wand ausgehalten. Und natürlich hat sie es nicht unbedingt nötig, aber ich denke, dass es durchaus ganz gut funktioniert und dass es auch ganz reizvoll ist und dass es durchaus Aspekte aufzeigt, die es nicht gäbe, wenn man die Malerei nur an der Wand wahrnehmen würde.

Gerade hier ist es ja auch eine besonders interessante Situation, dass man auch einfach hier mal herum gehen kann. Ich habe die so gedoppelt, als Pärchen. Paare, das ist auch ein Thema, mit dem ich mich gerne beschäftige. Zwei Bildpaare, die zusammengehören. Die können ruhig einige Zeit von der Entstehung auseinander liegen. Aber hier sind die so zusammen. Es gibt eine Vorderseite und eine Rückseite. Das hat man auch hier ganz plötzlich: wenn die Objekte im Raum stehen, gibt es auch eine Rückseite.

Wenn die Objekte im Raum stehen, gibt es auch eine Rückseite Das finde ich auch bei den Objekten ganz interessant. Man kann da auch drumherum gehen und man kann sehen: "Wie sind die denn gemacht?". Manchmal sieht die Rückseite ja auch ganz spannend aus.

Das ist so eine demokratische Kunst. Heute in einer Zeit, wo man alles erklärt bekommt und wo man eigentlich nicht akzeptieren würde, wenn man nicht weiß "Wie ist das hergestellt"?, „Wie ist das gemacht?“. Man erwartet eigentlich, dass man alles erklärt bekommt. Auf der einen Seite ist das ein Phänomen unserer Zeit, auf der anderen Seite nimmt das auch ein wenig das Geheimnis. Deswegen hatte ich aber auch kein Problem, dass man die Rückwände dieser größeren Gemälde sehen kann, damit man sieht: "Wie ist das denn eigentlich gemacht"?, "Warum stehen die so?". Das gehört einfach mit dazu.

Andrea Brockmann: Dieser Begriff, "Wie ist das denn gemacht?“ - Du hast am Anfang gesagt: "Ein Bild entsteht sehr spontan", in einer relativ kurzer Zeit, aber ich weiß nicht, wem es schon aufgefallen ist: es gibt ja nicht nur die großen Arbeiten, sondern es gibt hier, nicht versteckt, aber an manchen Stellen, kleinere Tondi, die du schon als Studien oder Skizzen bezeichnest. Also gibt es vor dem Gemälde noch eine Vorstudie?

Nicolas Heiringhoff: Das mache ich sonst eigentlich nicht. In dem Prozess, bevor ich ein Bild male, entscheide ich mich eigentlich genau: "Was möchte ich den jetzt genau machen?". Bei den Fahrradfelgen und den runden Bildern fand ich es aber auch ganz spannend, mich diesem Format erstmal ein bisschen zu nähern. Ich wollte vorab ein bisschen austarieren: "Was kann man den da machen?". Das hat natürlich auch viel mit Material zu tun, die Farbe, aber auch die Leinwand. Da ich das nicht unbegrenzt zur Verfügung hatte, dachte ich, ich könnte ja diesmal ein paar Skizzen machen. Das war eigentlich eine ganz interessante Idee diese kleinen Formate an bestimmten Stellen zu positionieren, um diesem gewaltigen Ort dieses andere Format entgegenzusetzen. Eigentlich funktioniert das ganz gut. Es gibt einige Skizzen, die auch später zu Bildern geworden sind, wie dieses Kleine, was hier hängt. Das ist die Vorstufe zu "Île de Bréhat", das ist das Bild, das man sieht, wenn man hier reinkommt. "Île de Bréhat" das ist eine Insel in der Bretagne. Ein sehr schöner Ort, der für mich die Natur repräsentiert. Und das ist praktisch die Vorstufe dafür. Und für dieses gelbe Bild, gibt es auch dieses kleine was dort hinten an der Wand hängt.

Andrea Brockmann: Du hast jetzt einen Titel genannt eines Bildes. Wir sitzen ja hier und im Rücken ist ein sehr exponiertes Bild bzw. etwas was hier wunderbar stimmig auch vom farblichen Kontrast hineinpasst und sicherlich von dir auch so positioniert ist. "Phönix" heißt deine Arbeit hier am Standort K35 aber "Phönix" heißt auch diese Arbeit in diesem kräftigen Rot. "Phönix" da arbeitet es ja sofort im Kopf.

Nicolas Heiringhoff: Ja, dieses Bild habe ich nicht explizit für hier gemacht wie alle Bilder, sondern ich hatte dieses Bild letztes Jahr gemalt und habe es auch "Phönix" genannt. Der Begriff, jeder assoziiert gleich irgendwelche Dinge damit, taucht allerdings auch gerade hier im Bergbaubereich öfter auf. Das kann man immer wieder feststellen. Und dadurch passte es nochmal besonders hierhin. Das Bild symbolisiert für mich eine besonders große Anstrengung, dass man sich aus der Asche, aus dem Nichts, wieder erschaffen kann. Das Bild ist ja auch sehr rot, was eigentlich auch nicht selbstverständlich ist, weil ich mich auch an eine Zeit erinnern kann, wo ich gar kein rotes Bild malen konnte. Ich habe am Anfang schwarze und blaue Bilder gemalt und mir dann jede andere Farbe erobert. Eine Zeit lang konnte mir eigentlich gar nicht vorstellen, ein rotes Bild zu malen, weil es meinem Wesen widersprach. Es ist schon ganz interessant, dass ich das jetzt machen kann, genau so wie ein schwarzes Bild. Die Leute reagieren immer sehr ablehnend auf schwarze Bilder, weil es irgendwie etwas sehr Negatives ist. Es ist es aber trotzdem sehr spannend für mich, mich den Farben zu nähern. Rosa ist auch so eine Farbe, die auch schon sehr vorbelegt ist. Im Babyalter wird ja schon gleich sortiert: blau oder rosa. Ich finde es ganz spannend, sich diese Farben einmal ganz genau vorzunehmen, die Nuancen zu entdecken und sie vielleicht auch mal in einen anderen Zusammenhang zu stellen und zu untersuchen, wie die Farben wirken: entspricht es dem Klischee oder passiert auch noch etwas anderes. Kann man etwas anderes damit machen.

Andrea Brockmann: Du überarbeitest Deine Bilder auch. Also gibt es irgendwie Bilder, die Du nach einem Jahr oder zwei wieder hervorrufst und sagst ich bin jetzt in einer ganz anderen Stimmung ich kenne Künstler, sie schleifen ihren Leinwänden ab, um den Farbauftrag richtig wegzubekommen und um dann wieder neuen anzusetzen. Kommt das in Deinem Oeuvre gar nicht vor?

Nicolas Heiringhoff: Das ist dieser Moment der Konzentration, wo ich mich entscheide... Es kommt ganz selten vor. Denn eigentlich geht es für mich darum, dass ich das Bild wirklich in einem Rutsch male. Das ist dieser Moment der Konzentration, wo ich mich entscheide, wo ich das Bild nicht unbedingt sehe, aber wo ich es schon fühle und wo ich weiss, jetzt kann ich das auch machen. Und ich weiss auch, dass ich es in einer bestimmten Zeit machen kann. Das ist ein ganz wichtiger Prozess. Manchmal, ganz selten, schaffe ich das nicht, oder ich bin damit nicht zufrieden. Das war zum Beispiel bei dem Bild der Fall, wo ich dann eigentlich nach einer Zeit es nochmal weiterentwickelt habe. Das ist aber eher die Ausnahme. Persönlich finde ich es sehr spannend, dass ich diesen großen Moment der Konzentration habe und das ich das Gemälde zu einem definierten Punkt bringe, wo ich dann sage: "Das ist es". Das kann, wie gesagt, eine Viertelstunde sein, eine halbe Stunde oder drei, vier Stunden, wie bei diesen größeren Bildern, wo ich dann ganz konzentriert arbeite und dann ist es auch fertig. Die Bilder haben eine ganz andere Kraft und eine andere Aura, als Bilder wo man immer wieder anfängt. Das ist ein einfach ein anderer Prozess. Das sieht man diesem Bild sicherlich auch an, weil es gewachsener ist. Das sind ja sehr unterschiedliche Herangehensweisen. Da wo ich versuche, es auf den Punkt zu bringen, haben die Bilder dann auch eine andere Kraft.

Andrea Brockmann: Eine persönliche Frage. Wie ist das Verhältnis zu Deiner Arbeit, zu Deinem Broterwerb? Ist es für Dich eine Fluch oder ist eher immer was Eigenständiges? Ich glaube so seit Anfang der 90er Jahre kann man Dich als Maler bezeichnen. Ist es so immer in Dir geblieben oder gab es Phasen oder ist heute noch so wo Du sagst also jetzt ist etwas ganz anderes wichtig ich mag gar nicht mehr Malerei machen ich mag gar nicht ins Atelier gehen.

Nicolas Heiringhoff: Nein, das sicherlich nicht. Ich arbeite auch als Designer und ich merke immer mehr, wie die Arbeit selber die gleichen Strukturen hat. Man muss einfach wissen, was man möchte, und man muss einfach Entscheidungen treffen und das halt ganze viele. Das kann man eigentlich sehr stark miteinander vergleichen. Für die künstlerische Arbeit ist einfach wichtig, dass man sich den Raum nimmt oder schafft und dass man sich nicht ablenken lässt, heute wo man so schnell abgelenkt wird von vielen Dingen, dass man sich wirklich darauf konzentriert und sich natürlich auch fragt, warum mache ich das denn eigentlich? Warum treibe ich diesen Aufwand so was zu machen? Man kann auch sagen, Malerei, 2012, warum macht man das noch? Es gibt ja vielleicht viel spannendere oder interessantere Kunstformen, was ja auch sicherlich der Fall ist. Aber für mich persönlich ist es so, dass abstrakte Malerei die Möglichkeit bietet, Dinge sichtbar zu machen, die man anders nicht sichtbar machen kann. Und das ist das was dieses Medium bietet. Gute Kunst kann man ja auch daran beurteilen, ob das Medium, was der Künstler gewählt hat, das Richtige ist? Kann man das nur in diesem Medium am besten rüberbringen? Die Intention. Oder ist es nur gemacht, weil es ein interessantes Medium ist? Und deswegen finde ich Malerei nach wie vor spannend, aber vielleicht ist es auch dadurch, dass ich in den Raum gehe, für mich der nächste Schritt.

Andrea Brockmann: Es ist für Dich jetzt, da wir uns ja schon viele Jahre kennen, deutlich zu sehen, dass es der nächste Schritt ist. Ich hatte ja schon auf diese Kissen hingedeutet. Vielleicht stellt diese Installation so einen Moment dar, noch einmal weiterzugehen in den Raum und die Wand zu verlassen.

Nicolas Heiringhoff: Ja, das hat sich auch hier ganz besonders entwickelt. Wenn man hier reinkommt und man möchte Malerei in diesem Raum ausstellen, fragt man sich ja ganz schnell: "Wo sollen wir die Bilder hier hinhängen?" So richtig viele Wände gibt es hier nicht, so dass diese Sockel sich eigentlich auch anbieten. Sockel sind natürlich auch immer ein bisschen schwierig. Aber ich denke, hier funktioniert es ganz gut, weil die Gemälde dadurch auch eigenständiger werden. Die Sockel sind sicherlich irgendwo ein Kompromiss, aber ich denke das funktioniert dennoch ganz gut.

Andrea Brockmann: Ja ich bin Dir sehr dankbar für die Initiative und den Einsatz, den Ihr gemeinsam hier geleistet habt. K60 lebt von den ungewöhnlichen Räumen oder von dem Einbringen von Kunst in Räumen, die nicht eigentlich für Kunstpräsentation bestimmt sind und dank der Unterstützung von Herrn Huerkamp können wir hier diese Räume nutzen und natürlich ist es hier kein White Cube aber den habt Ihr auch nicht gesucht. Und mir kommt es auch so vor, dass genau dieses Konzept hier aufgeht. Dieser Dialog zwischen dieser Maschinenwelt und dem Industriellen und zwischen Farbe und der Dynamik, die ja beides auszeichnet. Also ich sehe in Deinen Arbeiten sehr viel Bewegung, sehr viel Impuls, ja Energie, nicht nur durch die Farbe Rot sondern sie sind irgendwie energetisch aufgeladen.

Nicolas Heiringhoff: Ja, das stimmt.

Andrea Brockmann: Ich möchte jetzt aber nicht nur in dieser zweier Form mit Nicolas Heiringhoff sprechen, sondern ich würde das gern öffnen. Gibt es Fragen oder Anmerkungen? Oder mich würden auch Meinungen interessieren, wie das hier aufgenommen wird in diesen Räumlichkeiten, also haben wir richtig gehandelt oder musst man hier sagen, aufgrund der klimatischen und der Staubsituation sollte man hier eigentlich die Finger von lassen und wir dürfen hier gar nicht Kunst ausstellen. Oder bringt es so einen Moment der Spannung, die wir sonst in einem reinen, einem cleanen, Kunstraum gar nicht haben? Gibt es dazu aus dem Publikum noch eine Anmerkung?

Frage des Publikums: Ob die Tiefe in den Bildern bewusst oder unbewusst ist?

Nicolas Heiringhoff: Das ist bewusst unbewusst würde ich sagen. Das ist sicherlich ein kompositorisches Mittel, etwas was die Arbeit verbindet, dass es etwas Schweres gibt, was dem Bild irgendwo ein Zentrum gibt. Auch diese schwarzen Flächen, das ist oft auch dieses Gravitationszentrum, um das sich das Bild ergibt oder drum herum baut. Das ist auch eine ganz interessante Frage. Wenn man den Schritt macht und diese Bilder irgendwann zeigt, dann ist man unweigerlich mit Reaktionen konfrontiert. Es gibt ganz viele unqualifizierte Reaktionen, aber es gibt auch ganz interessante Reaktionen und viele Leute haben halt auch ein Problem mit der Farbe Schwarz. Da reagieren die Leute immer abweisend darauf, das mögen die nicht. In meinen Bildern gibt es auch viel Schwarz oder einen schwarzen Anteil, aber das scheint die Leute so nicht zu stören, weil es einfach Teil des Werkes ist. Das Schwarz mobilisiert auch einfach diese Kraft, weil es einfach ein Kontrast ist, es ist ein Schwerpunkt. Wobei Schwarz nicht immer das total Negative sein muss, es kann auch sehr meditativ sein, weil es auch einfach alles wegnimmt und sich auf was ganz Bestimmtes, auf die Leere konzentriert. Es ist nicht unbedingt immer alles Negative damit gemeint, wenn man jetzt hier in einem Bild Schwarz sieht, was viele Leute einfach da noch rein interpretieren.

Andrea Brockmann: Es bleibt aber der Bezug zu einer konkreten Anmutung in der Wirklichkeit. Wenn Du sagst, das Bild, das uns hier begrüsst, und was übrigens unsere Grafikdesignerin inspiriert hat, einen Ausschnitt aus dem Bild für unser Logo zu entwickeln, da ist ja Dein Sinneseindruck die Grundlage gewesen.

Nicolas Heiringhoff: Ja, Orte spielen auch eine ganz wichtige Rolle, wenn man darüber nachdenkt, wird es immer interessanter. Ich bin jetzt in Hannover, aber immer wenn ich in den Kreis Warendorf zurückkomme, merkt ich, dass hier einfach eine ganz andere Stimmung ist. Das beeinflusst natürlich auch das Leben hier. Ich habe vorher in Krefeld gewohnt, das ist nochmal etwas ganz anderes, weil das Ruhrgebiet um einen herum ist. Da ist irgendwie nie Ruhe, man merkt diese Millionen von Menschen, die da sind. Man spürt es einfach und hier, wenn man hierhin kommt, merkt man einfach diese Leere. Hier ist es irgendwie anders. jeder braucht auch glaube ich einen Ort in dem man sich natürlich zu Hause fühlt. Diese Heimat, die man hat. Man braucht aber auch andere Orte, wo man gern in Urlaub fährt zum Beispiel. Orte, die aber auch im Täglichen mitschwingen, die immer auch präsent sind. Ich finde es auch spannend, diese Bezüge zu Orten zu haben, ob man sie wirklich als Heimat hat oder auch weil man immer gern in ein bestimmtes Land fährt. Es schwingt irgendwie immer mit. Und diese Suche nach dem richtigen Ort, das ist auch etwas, was mich auch beschäftigt. Wo gehört man denn hin? Wo kommt man her?

Andrea Brockmann: Malerei als Sinnsuche oder Erkenntnissuche?

Nicolas Heiringhoff: Sicherlich ja. Das ist einfach Teil des Prozesses. Es sind ja ganz elementare Erfahrungen die man da macht, und die kann man auf das richtige Leben übertragen. Das ist immer eine sehr spannende Geschichte.

Andrea Brockmann: "Präsent halten" - ist es für Dich eher das Gefühl in Dir präsent zu halten oder arbeitest Du auch mit Fotos, um so Eindrücke von Orten wieder wach zu rufen ?

Nicolas Heiringhoff: Nein, eigentlich nicht. Ich habe die Orte ja gespeichert, manchmal sind sie auch gar nicht konkret. Was verbindet man denn mit den Orten? Oder ist es nur das Wort? Was bleibt übrig? Wenn ich San Diego sage, dann assoziiert jeder direkt etwas damit, aber das ist etwas was schwebt, im kollektiven Gedächtnis, genau so wie es bei "Phönix" auch der Fall ist. Ich habe da mal recherchiert. Ich hatte überlegt: "Welchen Titel kann ich dieser Installation geben?" Ich fand diese Energie ganz interessant, die das repräsentiert und auch wirklich "Phönix" in diesen Namen von diesen Zechen immer wieder zu finden. Das ist also ein ganz guter Verbindungspunkt. Nur: wenn man wirklich weiter recherchiert, zu diesen Namen, dann hat man plötzlich so viele Informationen. Man kann sich aber nur auf das beziehen, was so wieso in den Köpfen der Leute vorhanden ist. Es ist sonst nur zu viel Wissen, was man sowieso nicht mit sich rumträgt.

Andrea Brockmann: Und es würde uns auch zu sehr beeinträchtigen in unserer Werkinterpretation - oder für mich ist es immer wichtig, dass mir als Betrachterin Offenheit gegeben wird und das ist bei deinen Bildern der Fall, dass ich mich mit meinem Hintergrund, mit meiner persönlichen Disposition dem widmen kann, und dass du mir jetzt nicht diktierst, das muss ich sehen, sondern bei dir kann ich Farbe fühlen und auch Leben fühlen und das zeichnet deine Kunst auch aus, uns als Betrachter die Offenheit zu geben in deinen Bildern.

Nicolas Heiringhoff: Die Titel sind eigentlich auch nur dazu da, um das Werk zu begleiten. So wichtig sind die Titel nicht, aber wenn es immer "ohne Titel" heißt, dann fehlt trotzdem etwas. Manchen Bildern kann ich einen Titel geben. Manchmal ist der Titel schon vorher da, und manchmal suche ich den später. Aber ein Titel gibt der Arbeit immer noch so was mit, etwas, das ich auch gar nicht greifen kann. Wenn ich das, was ich in den Bildern sage, in Worten ausdrücken könnte, dann könnte ich besser ein Buch schreiben oder eine Geschichte. Das würde mir dann ja besser gelingen. Das was ich zum Ausdruck bringe, dafür ist abstrakte Malerei das einzige Medium, in dem ich das machen kann. Und der Titel, der ist halt nur noch eine kleine Begleitung. Vielleicht ein Ansatz, der andeutet, was ich mir dabei gedacht habe. Spannend ist aber auch immer, was es beim Betrachter selbst auslöst.

Andrea Brockmann: Ich danke dir, dass du so beharrlich und mit so viel Einsatz hier an dieser Idee festgehalten hast und auch umgesetzt hast. Vielen Dank, dass du diesem Ort diesem kollektiven Gedächtnis was Neues hinzugegeben hast, was jetzt die nächsten vier Wochen wirken kann. Vielen Dank für das Gespräch, vielen Dank für das Kommen und einen schönen Nachmittag noch.

Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Andrea Brockmann, Kunsthistorikerin.
Copyright: Dr. Andrea Brockmann & Nicolas Heiringhoff.

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